Stockacher Narrenrichter zu Besuch in der Ortenau

Willi Stächele erhält Originalstuhl aus der „Verhandlung“ von 2009

20.09.2021, 08:07 Uhr
Ein „Schnäpsle“ auf das Wiedersehen: Willi Stächele (weißes Hemd) mit den Mitgliedern des Stockacher Narrengerichts (rot).
Ein „Schnäpsle“ auf das Wiedersehen: Willi Stächele (weißes Hemd) mit den Mitgliedern des Stockacher Narrengerichts (rot).

„Schuldig in allen Punkten der Anklage“ hieß 2009 das Urteil des Stockacher Narrengerichts gegen den damaligen baden-württembergischen Finanzminister Willi Stächele.

Dass der christdemokratische Landtagsabgeordnete aus der Ortenau einen bleibenden Eindruck beim „Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken“ hinterlassen hat, zeigt die „Anhänglichkeit“, mit der die Richternarren ihren ehemaligen Angeklagten „verfolgen“: Bei einem Ausflug in die Ortenau überreichten die Mitglieder des Gerichts Stächele den originalen Stuhl, auf dem er sich 2009 „verantworten“ musste. Die Übergabe wurde mit einem Umtrunk bei der Feingeistbrennerei Fies in Ringelbach standesgemäß begossen.
 
Das Stockacher Narrengericht ist eine der bekanntesten Fastnachtsveranstaltungen in Baden-Württemberg und findet seit 1352 statt. Es lädt traditionell jedes Jahr eine prominente Politikerin oder einen Politiker zur Fastnacht ein und klagt ihn oder sie an. Am "Schmotzige Dunschtig" wird die Klage gegen den Polit-Promi vorgebracht. Der oder die Beklagte wird in der Regel vom Ankläger parodistisch schuldig gesprochen, vom Fürsprech verteidigt und muss die Strafe in Wein begleichen. Willi Stächele wurde damals zu drei Eimern verurteilt. Ein Eimer entspricht etwa 60 Litern.
 
Weitere prominente Politiker vor dem Narrengericht waren Cem Özdemir (Grüne), Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Thomas Strobl (CDU) und Malu Dreyer (SPD). Das Stockacher Narrengericht besteht derzeit aus 19 Männern.